Waves
Trey Edward Shults, USA, 2019o
The ambitious black family man Ronald has made it as a construction planner in Florida with an iron will and exposes his teenage son Tyler authoritatively to the same pressure to perform. When Tyler suffers an injury on his high school wrestling team and learns that his girlfriend is pregnant, the tense situation escalates with tragic consequences. Tyler's younger sister must realign her life after the break in the family structure and steps out of her brother's shadow – as slowly as salutarily for all.
Dass Trey Edward Shults einst Praktikant bei Terrence Malick war, sieht man seinem neuen Film aufs Allerschönste an. In 135 epischen, umwerfend bildstarken Kinominuten erzählt er - die Innenwelt seiner Protagonisten immer fest im Blick - vom Zerbrechen und Heilen einer schwarzen Vorstadtfamilie. Alles fließt zur rauschhaften Filmmusik (von Trent Reznor und Atticus Ross) am Auge vorbei wie in einer Wellenbewegung: erst das sich aufbäumende Unglück um den zwischen Aggressivität und Erfolgsdruck gefangenen 16-jährigen Sohn, dann nach einem tragischen Ereignis der zaghafte Kampf seiner Schwester um eine neue Normalität.
Annett ScheffelDie Figur des Vaters wandelt sich in diesem Indie-Familiendrama etwas wundersam vom autoritären Saulus zum sensiblen Paulus, und der Terrence-Malick-Schüler Trey Edward Shults kostet seine starken Stimmungsbilder zum pulsierenden Soundtrack gern aus. Das Atmosphärische ist jedoch auch seine grosse Stärke: Fabelhaft, wie er die Weltsicht seiner Teenagerfiguren in taumelnde, geradezu physisch erfahrbare Schnittfolgen fasst und dabei die grossen Gefühle nicht scheut. Es geht ja auch um Leben und Tod und die Einsicht, dass es kein Weiterleben nach einer Tragödie gibt ohne Verzeihen.
Andreas Furler